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26. November 2015

Worin unterscheidet sich Taekwondo von Sumo?

Lernen wir von Sumo!

Der Ringkampf »Sirum« ist ein traditioneller Nationalsport in Korea, dessen Ursprünge bis weit in die frühgeschichtliche Zeit zurückgehen. Am Anfang jedes Jahres hat sich die Popularität dieses Sportes leicht belebt, da es im Herzen des ins Joch gezwungenen Volkes die Hoffnung erweckt hat, eine Runde des Lebens klar gewinnen zu können. Mit seinem umstrittenen Konzept aber, durch die Massenbewegung für seine konstante Beliebtheit zu sorgen, ist das Organisationskomitee gescheitert.

Warum hat der Sport »Ringkampf« mittlerweile ihre Popularität verloren? Der Grund dafür ist auf die unterschiedlichen Ursachen zurückzuführen. Zuerst möchten wir nicht die Tatsache übersehen, dass der unvernünftige Kampf um den Gürtel und die undisziplinierte Gefühlkontrolle der Kämpfer zum Verfall des Ringkampfes im Leben des Volkes beigetragen haben. Der lange Zeitaufwand im Kampf um den Gürtel und die unehrenhafte Beharrlichkeit zum Sieg machen den Kampf selbst unattraktiv, lohnen sich auch nicht für das Mitgefühl der Zuschauer, die nach einem passenden Ehrenkampf verlangen. Und es ist auch unmöglich, in diesem Umstand den Ringkampf als eine ehrenwerte Sportart anzuerkennen, auch wenn die Wettkämpfe meist bereits nach wenigen Sekunden beendet sind.

Um den Geist und die Philosophie des koreanischen Kampfsportes »Taekwondo« wieder zu finden, möchten wir nun die kulturelle Größe von »Sumo« als einer Art japanisches Ringen aufnehmen, die sich, wie andere japanische Kampfsportarten, durch bestimmte Rituale mit symbolhaften Handlungen und die darauf basierenden Ringkämpfen, Musik und Tanz eine weltweite Resonanz erwirbt. Was »Sumo« durch seine kulturellen Aufführungen zeigt, könnte uns nach meiner Ansicht einen guten methodischen Einblick in die Wiederaufschwung unseres »Taekwondos« geben.

Der Hauptaspekt des »Sumos« besteht in seinem religiösen Charakter, der durch seine traditionelle Etikette über sehr lange Zeit unverändert geblieben ist. Das macht »Sumos« unter vielen Sportarten einmalig. Die Sumo- Aufführungen gehen daher von dieser geheimnisvollen und verborgenen Quelle des japanischen Geistes aus, die zutiefst von der Würde und Selbstkontrolle der Kämpfer sowie der taoistischen Weltanschauung geprägt ist. Aus diesem Grund ist es allgemein anerkannt, dass sich der Kampf »Sumo« erweist als außerordentlich hilfreich für das bessere Verständnis der japanischen Kultur. So versucht man zu Recht den Kampf »Sumo«, der heute als eine Sportart wenig mit der religiösen, kulturellen Ausübung gemein hat, mit japanischen geistigen Eigenschaften in Verbindung zu setzen.

Die qualitative Besonderheit des »Sumo-kampfes« besteht in der inneren Selbstkontrolle um Sieg und Niederlage, die man notwendig erwerben soll, um zum normalen Sumo-Kämpfer zu werden. Der Aufbau der inneren Selbstkontrolle im Sumo-Kämpfer also, durch deren Stimme er »Tao« entwickeln kann, steht im Mittelpunkt des harten Trainings. Selbstkontrolle durch die praktische Ausübung ist die eigentliche Leistung des Sumos, die der Sache nach das ursprünglich Taoistische in den Hintergrund tritt. Sie legt den Wert des Kampfes nicht nur auf den Sieg selbst, sondern darauf, dass sich »Tao« des Kampfes auf der Demut des Siegers und Geduld des Besiegten aufbaut. Hierfür gibt der japanische Geschichtsroman »Die große Hoffnung« ein anschauliches Beispiel. In diesem Buch stellt der gefangene Befehlshaber des Feindesheeres immer nichts anderes dar als eine Würde begabte Person, die nicht durch das Töten, sondern durch den Selbstmord gehalten werden soll. Mit diesem Gedanken kommen wir schon nahe an unseren eigentlichen Lehrsatz heran, dass auch der Kampfsport zur Würde des Menschen führt, welche die Anziehungskraft des Kampfsportes ausmacht. Demgegenüber führen der Kampf um den Gürtel und die unehrenhafte Beharrlichkeit zum Sieg zur generellen Ablehnung des »Kampfsportes«.

Der Mensch ist ein mit Vernunft begabtes Wesen, jedoch durch seine selbstsüchtigen Neigungen verführbar. Er findet in sich den Zwiespalt, als vernünftiges Wesen das kosmische Gesetz einzusehen und seinen eigenen Vorteil zu suchen. Was man aber mit dem Kampfsport »Sumo« zum Ausdruck bringen möchte, ist es, in diesem zwiespältigen menschlichen Wesen das Gleichgewicht herzustellen und zu bewahren. Der Punkt ist die neue Definition des Kampfes: Der Kampf muss nicht nur den Sieg und die Niederlage bedeuten. Er muss im Gegenteil den Menschen auf eine höhere Stufe heben, und zwar durch Demut und Geduld, Respekt und Würde, was hauptsächlich in den asiatischen Religionen unverändert geblieben ist. Dadurch ergibt sich der goldene Mittelweg des Taoismus, der sich von der Vollkommenheit konfuzianische Philosophie ablichtet, und die Enthaltsamkeit aus dem Buddhismus beinhaltet. In diesem Zusammenhang grenzt sich das Praktizieren des Taekwondos trotz seiner taoistischen Philosophie von der Position des heutigen Sumo-Kampfes ab.

Wir richten nun unseren Blick auf die Kleidung und Handlung der Ringrichter, die zweifellos die am farbenprächtigsten gekleideten Teilnehmer eines Sumo-Kampfes sind. Neben der Tatsache, dass die Rolle der Ringrichter unbeirrbar von der Neutralität geprägt ist, müssen sie mit der vollen Verantwortung eine Entscheidung treffen, die nicht aus einem willkürlichen Gedanken, sondern aus ihrem tiefen Gewissen resultiert. So ist es nicht verwunderlich, dass die Ringrichter Kimonos mit dem Messer tragen, das im Fall der falschen Entscheidung den eigenen Tod symbolisiert.

Die Betonung der Geschwindigkeit und Veränderung beziehen sich sicherlich darauf, dass sich Taekwondo dementsprechend ändern soll. Ob wir akzeptieren oder nicht, geht es heute um die Entwicklungskompetenz, die durch die Veränderungsfähigkeit erworben werden kann.

26. November 2015