Close

26. November 2015

Der Unterschied zwischen Bücher- und Sportwürmer

In jedem Bereich gibt es die die sogenannten „Büffler“, die das Wort ,,woanders hinsehen“ nicht kennen. Experte ist ein Name, der mit Leib und Seele einen eigenen Fachbereich aufgebaut hat und für die überdurchschnittliche Leistung steht.

Experte für Taekwondo wird derjenige genannt, der Körperbeherrschung, mentale Stärke und Liebe zum Sport eigenartig kombinieren kann. Er kann seine körperliche, geistige Kompetenz erlangen, wenn er als begeisterter Anhänger sich seiner Arbeit mit Lebensfreude widmet.

Wie bekannt, haben koreanische Schüler nach wie vor in den internationalen Leistungsvergleichen hervorragend abgeschnitten. Diese außerordentlichen Leistungen sind sicher vorrangig damit zu erklären, dass koreanische Schüler sozial ausgegrenzt werden, wenn sie wegen schlechten Leistungen in der Schule nicht zur Uni gehen können, und deshalb vielleicht selbst auf den sogenannten ,Büffler“ treten. In Korea ist das Sprichwort „4 Stunden Schlaf bestehen, 5 Stunden Schlaf durchfallen“ allgemein zu hören. Dass Streber etwas Ehrenwürdiges sind, gehört von meiner Schulzeit bis heute zum Allgemeingut der koreanischen Kultur.

Diese Tendenz, dass das Streben nach guten Leistungen sozial besonders lohnen, gilt auch für die Sonderschule für den Sport, die nach besseren Leistungen der begabten Schüler beim Wettbewerb strebt. Sie trainieren mindestens 3-mal am Tag, und um ihre Leistung deutlich zu steigern, organisieren sie sogar selbst das private Üben durch die Bekannte. Diese Tendenz gilt ja für die koreanische Kultur insgesamt, jeder ist daran gewöhnt, aus seinem eigenen Bereich zum Streber zu werden.

Es besteht anscheinend ein umfassender Konsens, dass sich Wissenschaftler durch ihre geistigen Leistungen auszeichnen, demgegenüber Sportler durch ihre körperlichen Kräfte. Dafür gibt es den bestimmten Hintergrund.

Bevor wir den Unterschied zwischen Bücher-und Sportwürmer hinterfragen, gilt es zunächst zu klären, welche Eigenschaften sie gemeinsam haben: Sie beide gehen etwa von Leidenschaft, Begierde, Wiederholung und Konzentration aus.

Sportwürmer unterscheiden sich aber von Bücherwürmern darin, dass sie sich auf die dynamische Umgebung beziehen, während die letzte die statische Umgebung entwickelt. Die statische Bewegung zielt auf die umfassende Sammlung der Informationen aus den verschiedenen Bereichen ab, in der es um den Besitz des Wissens geht. Demgegenüber bemüht sich dynamische Bewegung um den besitzfreien Umgang mit der eigenen Kraft.

In dieser Idee des Taekwondos dringen sich die daoistische Spiritualität durch, die besagt, die Menschen sollten sich am Dao orientieren. Indem sie den Lauf der Natur beobachten, in welchem sich das Dao äußert, können sie die Gesetzmäßigkeiten und Erscheinungsformen dieses Weltprinzips kennen lernen.

Hierbei geht es um den besitzfreien Umgang mit der Natur, der zugleich den Geist des Taekwondos bezeichnet. Aus diesem Grund nennt man das Taekwondo das Sport des Daos.

Der Besitz von Wissen bedeutet immer auch Macht. Daher streben seit jeher die Menschen nach einer umfassenden Sammlung des Wissens der Menschheit.

Bei einem so enormen Zuwachs an Wissen und technischen Eingriffsmöglichkeiten überschreiten wir manchmal unsere Grenze, die für das Menschsein kennzeichnend ist. Aber Tao des Taekwondos unterscheidet sich von der Macht des Besitzes darin, dass es darauf abzielt, durch die Unabhängigkeit von Sieg und Niederlage die unendliche Begierde des Besitzes zu kontrollieren.

Allerdings beobachten wir, dass Taekwondo zu unterrichten heutzutage als Beruf angesehen wird. Viele unser Lehrer und potenziellen Lehrer haben den Wunsch, Taekwondo zu ihrem Hauptberuf zu machen, weil es zu lehren ein lohnender und gut bezahlter Beruf sein kann. Wir müssen aber durch ein positives Konzept des Daos die traditionelle Sichtweise des Taekwondos weiter vermitteln, das Lehrer ermutigt, Taekwondo als eine daoistische Kampfkunst anzusehen.

Zu dieser positiven Bewahrung des Daos des Taekwondos, das auch die Bücher-und Sportwürmer in sich tragen, ist eine Grundeinstellung nötig, sich zur Weisheit der Welt befreien und die wahren Techniken erwerben zu wollen.

Dies kann man auch in der chinesischen Philosophie Kunfutse finden:

„Der Meister sprach: »Bei wem der Gehalt die Form überwiegt, der ist ungeschlacht, bei wem die Form den Gehalt überwiegt, der ist ein Schreiber. Bei wem Form und Gehalt im Gleichgewicht sind, der erst ist ein Edler.«“ Hier wird die Mäßigkeit betont, die sich auf die Harmonie der Welt bezieht.

Die Philosophie des Taekwondos, wie von Daoismus entwickelt, lehrt uns, dass wir anstreben sollten, basierend auf Prinzip des Daos die Kampfkunst zu praktizieren. Daher darf ein Taekwondo Lehrer nicht versuchen, auf irgendeine Art und Weise der Begierde seine Schüler zu lehren.

Der beste Meister ist derjenige, der eigene Mäßigkeit einhalten kann. Und die Aufgabe des Meisters liegt wesentlich darin, die Schüler zu unterstützen, um in sich die Kraft der Mäßigkeit zu finden.

26. November 2015